Hund anschaffen

Einen Hund anschaffen für eine 5-köpfige Familie? Da müssen sich alle einig werden!

Diese Aufgabe stellte sich vor etwa 10 Jahren und ich möchte euch meine erfolgreichen Strategien für den Entscheidungsprozess gern weitergeben.

Es ging los mit dem üblichen Kindergequengel „Mama, Papa, wir wollen einen Hund!“

Gleich mal vorneweg: wann es dann zur Anschaffung eines Hundes kam und wie wir das entschieden haben ist der Inhalt dieses Erfahrungsberichts.

Zunächst mal unsere persönlichen Voraussetzungen:

Beide Eltern waren nicht Hunde erfahren.
Die Kinder im Alter von 8/11/13 Jahren.

Die ersten Schlüsse daraus: es würde wegen beider obiger Voraussetzungen wohl schwierig werden, einen Hund aus einem Tierheim zu finden.

Wir haben dennoch die erreichbaren Tierheime besucht und uns umgesehen. Mit etwas Glück kann man einiges an Informationen bekommen, die weiterhelfen.
Den Gedanken, einen Hund dort zu holen, gaben wir sehr schnell auf. Bei einem erwachsenen Hund kann man sich nie wirklich sicher sein, welche Erfahrungen ihn mit welchen Macken geprägt haben. Wir fühlten uns eher in Lage mit einem Welpen quasi „in die Aufgabe hineinzuwachsen“. Und wir wollten gern vorher wissen, welche Anlagen beim Hund zu erwarten waren. Das ist bei einem Tierheimwelpen (und die gibt es auch nur selten) kaum der Fall.

Dann einschlägige Literatur zu Rate gezogen – was sollte man beachten, wenn man sich ein Tier (Hund) anschafft? Da gibt es unzähliges in Buchhandlungen und Tier-Shops. Etwas besonders Gutes ist mir nicht erinnerlich, aber man kann jedem Druckwerk nützliches entnehmen – also lest, was das Zeug hält und was Bibliothek und Geldbeutel und natürlich auch das Internet hergeben!

Beim Lesen fanden wir auch immer wieder Rassebeschreibungen von wenigen ausgewählten Rassen. Nur, dabei handelt es sich vorzugsweise um die „Moderassen“ – unsere Ansicht: gerade dort dürfte es für den Anfänger sehr schwer werden, einen seriösen Züchter zu finden, allein schon wegen der Masse.

Also noch einmal in eine gut sortierte Buchhandlung und noch ein paar Bücher angeschafft: die dicksten Rassebeschreibungsbücher, die wir finden konnten und dann haben wir uns noch ein, diesmal umfangreiches Werk zum Hundehaltung und Erziehung zugelegt.

Das Buch zur Haltung und Erziehung war nun erst mal Pflichtlektüre für die beiden älteren Töchter, die jüngere durfte schon mal in den Rassebüchern schnüffeln. Nach den Töchtern war ich dran mit lernen, mein damaliger Mann hielt sich raus (was er später noch bereute, aber das ist ein anderes Thema).

Natürlich bringt Lesen allein nicht so viel, also haben wir 4 „Weiber“ oft zusammengehockt und uns über Konsequenzen für uns unterhalten, die die Anschaffung eines Hundes mit sich bringen würde: Pflichten vom „Gassi-Gehen“ über Fütterung bis zur Beseitigung von unvermeidlicher Verschmutzung (z.B. auch die berühmten Tretminen).

Auch Themen wie: was ist eigentlich, wenn der Hund mal krank ist? oder: was ist wenn der Hund stirbt? haben wir immer wieder besprochen.

Nach so etwa 3 Monaten gab es dann eine Familienkonferenz.

Die Kinder konnten ihren Vater davon überzeugen, dass sie die Konsequenzen, die der Hundekauf mit sich bringt verstanden hatten und tragen wollten.

Nicht ganz ohne Absicht haben wir den Entscheidungsprozess so intensiv und auch lange gestaltet – gerade bei Kindern verflüchtigt sich so ein Wunsch recht schnell, besonders, wenn die ersten Unbequemlichkeiten kommen, dann ist es nur oft leider schon zu spät (denkt nur an die armen Tiere, die sich jedes Jahr zur Ferienzeit irgendwo im Nirgendwo angebunden finden).
Also haben wir gleich mal mit Unbequemlichkeiten angefangen – nämlich dem Lernen. – guter Test!

Soweit, so gut, aber was für ein Hund soll es denn werden?

Ciao gab es da noch nicht, also Erfahrungsberichte – Fehlanzeige.

Aber wir hatten ja die Rassebücher.

Zunächst durfte jeder die Hunde mit einem farbigen Zettelchen markieren, die ihm gefielen. Dabei hatte jeder seine eigene Zettelfarbe.

Das kann dauern, bis sich fünf Leute durch zwei Rassebücher mit 200/250 Rassen gelesen haben!
Das hat gedauert – so ungefähr zwei Monate.

Zwischendrin immer wieder Gespräche – individuelle Vorlieben wurden auf Konsensfähigkeit geprüft und auch auf Realisierbarkeit.

Einiges scheiterte am Veto eines der Erwachsenen:
nein, es gibt keinen „XY“-Hund, den kann der Papa nun überhaupt nicht leiden.

Oder:
nein, das kommt gar nicht in Frage, wir haben zwar einen Garten, aber keiner von uns rennt täglich 3-4 Stunden mit einem Hund durchs Gelände.

So fanden sich dann nach den besagten 2 Monaten pro Person nur noch maximal 3 Zettelchen in den Büchern. Und erfreulicherweise gab es schon 3 oder 4 Rassen, die mehrere Zettelchen hatten.

Dann wurde eine Denkpause verordnet, die Weihnachtszeit rückte erbarmungslos näher und forderte auch erst mal unsere Aufmerksamkeit.

Zwischendurch dann doch immer mal wieder nachlesen, Zettelchen entfernen/ umkleben.

DAS Geschenk an diesen Weihnachten war dann der endgültige Entscheid:

JA; WIR KRIEGEN EINEN HUND !

Die Weihnachtsferien wurden zur letzten Meinungsfindung genutzt welche der nur noch 2 im Rennen befindlichen Rassen es denn werden sollte, aber die Entscheidung war da schon relativ einfach und fiel einstimmig.

Anfang des neuen Jahres haben wir dann nach einem Züchter gesucht.

Da führte der Weg zunächst mal zum VDH (Verein deutscher Hundezüchter)

Für die von uns gewählte Rasse gab es zwei Vereine, wir wählten den älteren. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden führte dann zum Erhalt der aktuellen Welpenliste. Darauf befanden sich die Namen und Adressen derjenigen Züchter, die Welpen hatten, oder erwarteten.

Auch dort Kontakt aufgenommen, einen Termin vereinbart und geschwind zur holländischen Grenze gefahren. Tatsächlich hatten wir noch nie bewusst einen Hund der von uns erwählten Rasse gesehen!

Die Kinder haben wir nicht gleich beim ersten Mal mitgenommen. Weil ich sehr viel gelesen hatte, traute ich mir zu, zu erkennen, ob die Zuchtbedingungen OK waren. Aber viel mehr gespannt waren wir auf die erste Begegnung mit „unserer Rasse“.

Nun ich will euch nicht auf die Folter spannen (oder doch?)

Vor dem Tor angekommen schlug uns tiefes Gebell (1. Pluspunkt) entgegen, aber keineswegs unfreundlich.
Hineingelassen, wurden wir von mehreren riesigen Hunden begrüßt (2. Pluspunkt), besonders ein Rüde fand unseren Gefallen auf Anhieb – es stellte sich heraus, dass er der Vater der angebotenen Welpen war. (der 3. Pluspunkt)

Danach erst mal ein ausführliches Gespräch mit dem Züchterehepaar – ohne Hunde (4. Pluspunkt)

Nach etwa einer Stunde wurden die Welpen ins Zimmer gelassen (5. Pluspunkt) – allerdings mal nur die beiden, die noch keine Familie gefunden hatten – klar, wär ja peinlich, wenn man sich in ein Tier verliebt, welches nicht zu haben ist. Auch ist es in einer Welpenmenge erst schwer, die Tiere zu unterscheiden.

Ahnt ihr es schon?

Eine der beiden Hundedamen machte sich umgehend an meinen Ex heran und verführte ihn regelrecht – unglaublich! Noch unglaublicher: in dem Moment, wo wir den zweiten Besuch mit Kindern vereinbart hatten, kam sie kurz bei mir vorbei, verabschiedete sich und – verschwand. Da sage mal einer, Hunden entginge irgendetwas! Die zweite Hündin interessierte sich vorerst gar nicht für uns. ABER: nach dem zweiten Besuch und Unterzeichnung des „Kaufvertrags“ war sie plötzlich recht umgänglich und spielte auch mit uns – so was?

Warum habe ich bis jetzt noch nicht geschrieben, was für einen Hund wir denn nun angeschafft haben?

Ganz einfach – ich wollte euch doch den Weg aufzeigen, der uns zu einer Entscheidung geführt hat, nicht euch vorschreiben, wie ihr zu einem Landseer kommt!

Ups, nun ist es raus: Ende Februar bekamen wir dann unseren ersten Landseer.
Den ersten?
Nun, das ist eine andere Geschichte!